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Wetter

 

Zwar scheinen sich Unkenrufe der meteorologischen Experten zu bestätigen, dass sich unser Wetter aufgrund von menschlichen Einflüssen nach und nach verändern wird, doch im Allgemeinen hat sich der über Jahrhunderte kreierte Fakt bis heute etabliert: Im Frühling ist es warm, im Sommer sehr warm bis ans Heiße grenzende, im Herbst wird es kühl und windig und im Winter, da ist es kalt. Generationen haben sich an diese Abfolge gewöhnt und sich auf die jeweils herrschenden Umstände eingestellt. Mit dem Beginn des Wohlstandes und der technischen Entwicklung ziehen viele Menschen es vor, zu flüchten. Zu flüchten vor dem hier herrschenden Wetter. Vornehmlich der Winter besitzt kein gutes Standing. In Scharen verbringen sie Stünden auf Autobahnen oder an Flughäfen und in -Zeugen, um dem meist verregneten Grau in Grau zu entkommen und in Drittweltländern ihre wohlgenährten Bäuche in die Sonne zu packen und ganz nebenbei die dortige nicht vorhandene Wirtschaft zusätzlich zu schwächeln. Hauptsache Weihnachten unter Palmen feiern oder gerne auch, etwas fortgeschrittener im neuen Jahr, Ostereiersuchen am Beach. Mag es auch altmodisch klingen, aber ich genieße jede Jahreszeit mit all ihren klimatischen Widrigkeiten und halte das Wunder der Natur nach wie vor für etwas einmalig Schönes, das sich jedes Jahr aufs neue lohnt:

Es ist DER Tag im Jahr. Der Tag, an dem ich aus dem Fenster schaue und mir denke: Heute könnte es soweit sein. Dann bricht sich in mir eine Spanung Bahn, die kaum zu beschreiben und ebenfalls kaum zu fassen ist. Der Tag, an dem ich nach einem strengen Winter und einigen kühlen, nassen Übergangswochen zum ersten Mal wieder diese Wärme spüren kann. Die Stärke der Sonne hat endlich eine Kraft erreicht, die mich innerlich hüpfen lässt. Und dann gehe ich hinaus, öffne meine Jacke und lasse sie an mich heran. Ich laufe im T- Shirt und rieche den Frühling und meine Umgebung. Und nicht nur die Natur atmet auf, kann sich wieder entfalten. Auch mich ergreift eine neue Lust, eine neue Energie für die kommende Zeit. Soll ich diesen Tag, diesen Moment verpassen, indem ich mir eine kurze Sommerphase irgendwo auf der Welt erkauft habe? Niemals! 

Oder aber es ist ein anderer Tag. Ein kalter, klarer Tag. Der Atem ist bei jedem Zug sichtbar. Wird es schneiden? Kommen wir, die wir auf dem wunderschönen, flachen Land leben, auch in den Genuss des weissen Winters? Langsam fallen, wie versehentlich aufgewirbelte Federn, hier und da erste Flocken. Kaum dass sie den Boden erreicht haben, verschwinden sie wieder. Lösen sich auf, als wären sie nur eine Illusion gewesen. Nach und nach werden die Kristalle mehr und sie nehmen deutlich Gestalt an. Jetzt sind sie zu greifen, zu fühlen und für länger als einen Bruchteil zu sehen. Ein weicher Flaum legt sich auf die Erde, welcher stetig wächst und schließlich zu einer allesümhüllenden Decke wird. Mit einem Mal sieht die Welt unschuldig aus. Weiß und unberüht. Der Anblick währt nicht dauerhaft. Erwachsene strömen aus ihren Häusern, um den Kampf zu beginnen. Einen Kampf, den die Natur gewinnt. Kinder machen sich daran, den Schnee als Spielzeug zu nutzen. Ein wunderbarer Moment.

Das Wetter können wir nur bedingt vorhersagen. Selbst gestalten noch viel weniger. Ein Glück. 

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